Mit INVSN hat sich in den letzten Jahren eine Band gefunden, die das Erbe der legendären Umeå Hardcore Szene der 90er Jahre würdig vertritt. Die Bandmitglieder zeugen von der damals dort vorzufindenden musikalischen und künstlerischen Vielfalt an Bands, angefangen bei Sara Almgren und dem Post Punk ihrer damaligen Band Masshysteri, Christina Karlsson, die mit Tiger Forest Cat eher den Indiepop vertrat, André Sandström, der mit DS13 für derbsten Powerviolence Hardcore stand und natürlich ihr Frontmann Dennis Lyzxén, dessen Hardcore Band Refused stilprägend für eine ganze Generation war und bis heute ist. Bei INVSN finden diese unterschiedlichen jedoch stets eng befreundeten Persönlichkeiten nun zu einer starken künstlerischen Einheit zusammen. Wie eh und je versuchen sie mit ihrer Musik eine politische Botschaft zu vermitteln, die Dennis Lyzxén als herausragender Songschreiber durch die Thematiken Existenzangst und Sinnsuche um eine weitere Dimension zu bereichern vermag.
In Zeiten, in denen moralische und humanistische Werte durch einen weltweiten Rechtsruck bedroht werden, sind INVSN der Aufschrei einer Gegenkultur, die mahnt, den Kampf dagegen nicht aufzugeben. Auch wenn ihre Musik voller Wut im Bauch daherkommt, so schwingt doch stets die Zuversicht in ihr mit, dass der große Wandel jederzeit machbar sei. In den letzten Jahren bewegt sich die Band mehr und mehr auf den Pfaden des Gothic Sounds und mahnt dabei bisweilen stark an Bands wie Sisters Of Mercy, Fields Of The Nephilim, The Cult oder Depeche Mode. Dabei – so meint zumindest BrooklynVegan – gelingt es ihnen sogar dem Lana Del Ray Song „Love“ bei ihrer Coverversion den magischen Zauber des Sounds von The Cure zu verleihen. Nach ihrem 2017er Album „The beautyful stories“, zu dem sie seinerzeit bereits eine unverhoffte Stippvisite in Dresden abhielten, und einem grandiosen Auftritt zusammen mit Le Butcherettes 2019, wo sie jeweils ein überwältigtes Publikum hinterließen, kehren sie nun erneut auf die Bühne der Chemiefabrik zurück. Mit im Gepäck haben sie ihr neues, Ende 2022 erschienenes und in den Clouds Hill Studios produziertes Album "Let the night love you", auf dem sie einen intensiven, düsteren und grüblerischen Ausblick auf das Leben bieten, der sowohl verstörend aktuell als auch im Grunde zeitlos ist.
Das Projekt wird durch das Stadtbezirksamt Neustadt der Landeshauptstadt Dresden gefördert.
To shed bedeutet etwas verlieren, sich häuten. Das ist definitiv ein unangenehm anmutender Prozess. Aber man kann ihn auch tanzen, in eine Choreographie bringen und damit die Metamorphose feiern. Shed bedeutet aber auch Schuppen oder Baracke. Die Vision von der Verlegung Bolschoi- bzw. Palucca-glänzender Balletthochkultur ins ländliche Scheunenreservat verspricht einen weiteren Anachronismus und Spannungseffekt. Da wird förmlich die zerbrechliche Zartheit den naturalistischen Kräften zum Fraß vorgeworfen. Eleganz atmet Vorsintflutlichkeit oder umgekehrt.
Doris Riedel an der Orgel, Hannah Becker an der Gitarre und Kerstin Peupelmann am Schlagzeug nennen sich Shed Ballet und versetzen ihre Stücke mit eben jenen Wechselwirkungen, die sich vordergründig wohl mit der abwechslungsreichen jeweiligen musikalischen Vita erklären lässt. Die Schlagzeugerin Kerstin Peupelmann spielte FingerStyle Gitarre im minimal-singer-songwriter Duo Jaara mit analogsoul-Begründer Fabian Schuetze. Hannah Becker war Sängerin bei der New-Wave-Band L.A.Love. Doris Riedel beherrscht Klavier, Akkordeon, Bassgitarre und Kirchenorgel, sang und spielte Synthesizer in dem Leipziger Wave-Projekt Valis. Musikalisch trafen die drei erstmals in der Postrock Band Make New Maps (u.a. mit Jonas Wehner – Warm Graves und Florian Wienczny – Hundreds) aufeinander. Seit 2014 verbinden sich nun ihre Einflüsse in der Suche nach einem gemeinsamen musikalischen Ausdruck.
Ihre Gesänge schmeicheln sich ein, wollen dich begleiten, dich berühren und rühren, wollen verführen und dir ein chronisches Lächeln auf den Mund zaubern. Hierzu schlängelt sich mal eine pastorale, mal Sonnenauf- bzw. –untergänge visualisierende Orgel über den Liebreiz-Parcours, auf dass man sich schon dabei erwischt, eventuelle Tanzfiguren zu ersinnen. Die Brechung dieser hochwohlgeborenen Grazie erreichen Shed Ballet mittels kathartisch verzerrter Gitarrenspuren und eines streng getimten, repetitiven Schlagwerks, welches zwischen Geiger-Müller-Zählrohr-Signalton und seismischer Aktivität entlangbalanciert. Shed Ballet haben all dies in ihre Stücke sortiert, was Psychedelia und vor allem Wave über die Jahrzehnte so magnetisch werden ließ. Man darf sich an die Frühzeit des Manchesteraner Factory Labels erinnern, The Cure schauen gern um die Ecke, hiesige Wave-Meilensteine wie Malaria oder Xmal Deutschland leihen Atmosphäre aus und die flirrende Pop-Versatility der seligen Cocteau Twins verwebt all diese Intarsien mit wehrlos machendem Schöngeist. Aber Shed Ballet vergruben ihre Einfluss-Schatulle mitnichten im Humus der 1980er.
Ihre Musik transportiert ähnlich freshe Wave-Sphären wie wir sie von The Kills kennen. Ihre Stücke können score-haft wirken wie die von den Chromatics. Und immer wieder scheint diese überaus charmante Melancholie durch, die man so sonst nur bei Lana del Rey vermuten würde. Shed Ballet können mit ihrer Musik Weinende lachend machen, aber auch Menschen, denen vom Lachen schon der Kehlkopf schmerzt in Trauer versetzen. Sie benutzen gleichermaßen Libretto und zerknittertes Schmierblatt. Sie können hell und dunkel. Sie können Mega-City und Heuschober.
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