Geschichte

27. Juli 2022

Tagebuchaufzeichnungen und Briefe von Ute Költzsch, der Leiterin eines Nähzirkels im Jugendklubhaus „Martin Andersen Nexö“

Ute Költzsch leitete von 1978 bis 1988 Näh- und Modekurse in der scheune. Sie zeugen von der sogenannten „Zirkelarbeit“, in der sich Jugendliche und Erwachsene organisierten, um sich kulturell zu bilden.

Die Aufzeichnungen von Ute Költzsch, die uns ihr Ehemann Peter zur Veröffentlichnung zugesandt hat, zeugen nicht nur von der Rolle der scheune als wichtige Plattform für Kreative der Stadt Dresden. Sie sind auch ein wertvoller Zeitzeugenbericht über die Stellung von freiberuflich Beschäftigten in der DDR.

Ute Költzsch: Meine Tätigkeit als Leiterin eines Zirkels für Schneidern und Mode im Jugendklubhaus „Scheune“ in der Alaunstraße der Dresdner Neustadt, Zeitraum: 1. Januar 1978 - 31. August 1988

Ausschnitte aus Tagebüchern und Briefen
zusammengestellt nach dem Tod meiner Frau (im Mai 2021) von ihrem Ehemann Peter Költzsch

Meine Frau, Ute Költzsch (1935 – 2021), war Bekleidungsingenieurin beim VEB Herrenmode Dresden. Mit Geburt unseres ersten Kindes 1962 ist sie aus diesem Beschäftigungsverhältnis ausgestiegen und widmete sich dann 15 Jahre unserer kinderreichen Familie (5 Kinder, 1 Kind 1964 verstorben). Nachdem das jüngste Kind, 1968 geboren, aus dem Gröbsten heraus war, wollte meine Frau wieder berufstätig sein. Hier setzt der folgende Text an; es sind Ausschnitte aus Tagebüchern und Briefen:

Mein Wiedereinstieg in die Berufstätigkeit
(Zusammenfassung von Tagebucheinträgen von Ute Költzsch)

Unsere beiden ältesten Söhne hatten ihren Schulbeginn in einer Sprachheilschule erfolgreich bewältigt. Nachdem auch unser Jüngster seine Anfangsschwierigkeiten in der Schule überwunden hatte, wollte ich wieder außerhalb der Familie tätig werden, um uns aus der Dauergeldknappheit zu befreien. Eine Familie mit vier Kindern konnte nicht von dem Gehalt meines Mannes leben, zumal in der DDR alle sehr wenig verdient haben.

Für mich erwies es sich aber schwierig, nach mehrjähriger Pause eine angemessene Arbeit zu finden. Frauen waren immer berufstätig, junge Mütter gaben ihre Kinder frühzeitig in eine Kinderkrippe, um wieder tätig zu werden. Spätestens im Kindergartenalter waren sie wieder im Arbeitsprozess integriert. Frauen, die sich allein im Haushalt mit Kindern beschäftigten, genossen in der Gesellschaft keine Wertschätzung, was mit Sicherheit auch auf mein Drängen zur Wiederaufnahme der Berufstätigkeit Einfluss gehabt haben mag. Ich war aber seit meinem Ausscheiden aus dem VEB Herrenmode Dresden, bedingt durch unsere 5 Kinder, nicht mehr berufstätig. In meinen alten Betrieb wollte ich nicht zurückgehen, ich hätte für Wegezeiten in der Stadt Dresden mit den öffentlichen Verkehrsmitteln allein zwei Stunden am Tage gebraucht.

Meine ersten Bemühungen startete ich im Nachbargebäude unserer Wohnung in der Löbauer Straße, bei einer Meliorationsbaufirma. Ich stellte mir eine Tätigkeit als Sachbearbeiterin vor und glaubte, mich in alle organisatorischen und technischen Abläufe einarbeiten zu können. Aber der Betriebsleiter in dem benannten Betrieb brauchte eine Putzfrau und keinen Bekleidungsingenieur, erhielt mich für fähig, durch jahrelange Praxis an der "Haushaltsfront" ihm seine Büros putzen zu können. Ein anderes Anerbieten machte er mir nicht.

Dann besann ich mich meiner Praxis im Nähen und der Schnittgestaltung, auch meines Einsatzes bei VEB Herrenmode im Unterrichtstag in der Produktion für Schüler, was ich ausgesprochen gern gemacht habe und gut mit den Schülern zurechtgekommen war. Ich fragte in der "Scheune", einem Jugendzentrum in der Nähe (Alaunstraße) an, ob sie mich dort für Schneider- und Modezirkel gebrauchen könnten, und ich war sofort engagiert, weil eine Zirkelleiterin aus Altersgründen dort aufgehört hatte. Nach einer Ankündigung in der Tagespresse meldeten sich weit über hundert Frauen und Mädchen für solche Kurse an, die auf Wartelisten gesetzt werden mussten. Ich hätte also von Montag bis Sonnabend von 14 bis 21 Uhr genügend Teilnehmerinnen für Kurse und Zirkel gehabt. Ich wurde nicht fest angestellt, sondern erhielt eine Honorarvergütung pro geleistete Zirkelstunde. Mit diesem Verdienst auf Honorarbasis stand ich finanziell genauso gut da wie einst bei VEB Herrenmode Dresden als Zuschnitttechnologe.

Ich beschränkte die Kurstätigkeit auf wöchentlich 2-3 Tage, jeweils von 15 bis 21 Uhr, zwei Kurse nacheinander mit je 12 Teilnehmern, im Durchschnitt 12 Wochenstunden.

Mit Unterstützung des Jugendklubhauses gliederte ich die Zirkel in drei Gruppen: Kurse für Anfänger und Kurse für Fortgeschrittene mit einem festen Programm, was wir in dem Zeitraum von etwa einem halben Jahr schaffen wollten. Dazu kam ein Mode-Boutique-Zirkel für zeitlich unbegrenzte Mitarbeit von Teilnehmerinnen. Das war ein Kreativzirkel für modisches Experimentieren, Organisation von kleinen Kollektionsausstellungen, für thematische Werkstatttage und zur Anfertigung von Mini-Verkaufsserien für öffentliche Veranstaltungen des Klubhauses.

Zu einer ganzen Anzahl von Frauen aus den unterschiedlichsten Berufen bildete sich ein nahezu freundschaftliches Verhältnis heraus, der Wunsch nach einer unbegrenzten Fortsetzung wurde dann auf meinen Vorschlag hin von der Klubhausleitung gestattet, das war der o.g. Kreativzirkel (Mode, Accessoires u. ä.). Zeitweilig fanden die Zirkel in der medizinischen Fachschule in der Nachbarschaft statt [Louisenstraße], wofür die Fachschule für ihre eigenen Auszubildenden zusätzliche Kapazität für Zirkelteilnehmerinnen anforderte. So war ich mit dieser Tätigkeit außer den Sommer- und Winterferien gut ausgelastet. Ich galt als freiberuflich Beschäftigte und hatte in den Sommerferien unserer Kinder keine Kurse. Das war genau die Tätigkeit, die auf mich wie zugeschnitten war und die ich gern tat. Aber es war auch schwer. Vormittags hatte ich den Haushalt mit Kochen, Einkaufen unter DDR-Bedingungen, Gartenarbeit und Nähen für den Eigenbedarf, nachmittags und abends brauchte ich höchste Konzentration für relativ große Zirkelgruppen im Klubhaus, bei denen ich alles vorführte und dann für jede Teilnehmerin Zeit brauchte, deren Arbeit auszuwerten. Ich habe Skripte für Grundverständnisse zum Zuschneiden und Maßvergleichen abgefasst und technische Darstellungen für nähtechnische Details vorbereitet. Zusätzlich ergaben sich auch gelegentlich Schwierigkeiten mit den Nähmaschinen; aber durch meine ingenieurtechnische Ausbildung konnte ich diese meist allein beheben. So erschöpft, wie ich da immer nach Hause gegangen bin, so zufrieden war ich aber auch, anderen helfen zu können und in der Gesellschaft wieder angenommen zu sein. Aus diesen Kursen heraus entwickelten sich fast freundschaftliche Beziehungen zu den Frauen im Zirkel.

Und wäre nicht die politische Wende in der DDR gekommen, dann hätte ich das bis ins Rentenalter weitergemacht. Nachdem mein Mann aber bei seiner Tätigkeit an der Bergakademie in Freiberg eine 3-Raumwohnung in Freiberg bekommen hatte, habe ich diese Zirkeltätigkeit schrittweise von Dresden nach Freiberg verlegen können: und zwar zunächst in das Kreiskulturhaus und dann in den Betrieb VEB Spurenmetalle Freiberg. Darüber hinaus haben wir dort eine Modenschaugruppe mit unseren Produkten eingekleidet, die z.B. bei Betriebsveranstaltungen ein kulturelles Rahmenprogramm bestritt und sehr oft angefordert wurde.

An manchen Vormittagen hatte ich Schichtarbeiterfrauen in den Kursen, nachmittags sowohl Frauen aus dem Betrieb als auch aus der Bevölkerung Freibergs, denn es sollte das Angebot für das „Selbst-Nähen“ auf das Stadtgebiet ausgeweitet werden. Bei der ersten Umfrage für solche Kurse hatten sich bereits so viele gemeldet, dass ich danach für sieben Jahre ausgelastet wäre. Es gab vorher nichts dergleichen in Freiberg und die Versorgungslage war 1988/89 so dramatisch schlecht, dass sich viele bemühten, selbst etwas zu schneidern, weil es wenig Modisches und Geschmackvolles zu kaufen gab oder in der angebotenen Form den eigenen Vorstellungen nicht entsprach. Für manche wurde auch in Freiberg das Schneidern zum Hobby, ich hatte persönlich zu vielen Frauen einen guten Faden; und es wurde eben nicht nur über Näh- u. Schnitttechnisches gesprochen, sondern mit der Zuspitzung der politischen Lage in der DDR auch über die Gebrechen in diesem Lande.

Infolge der politischen Ereignisse jener Zeit wurde ich dann zum 31. August 1990 in den Vorruhestand geschickt.

Aus dem Briefverkehr
(von Ute bzw. Peter Költzsch geschrieben)

4. September 1977
Ich arbeite ab September wieder. Mit Hinblick auf die Großfamilie kein Arbeitsverhältnis von 7-16 Uhr, sondern als Zirkelleiterin für Schneidern im Jugendklubhaus in der Alaunstraße, auf der Basis eines Honorarvertrages, 3–mal wöchentlich von 15 bzw. 17 bis 21 Uhr.

5. Oktober 1977
Meine Zirkeltätigkeit ist angelaufen, es macht mir Spaß und ich komme gut zurecht. Am Anmeldungstag, den ich allein bestritt, weil alle Klubhausleute etwas Dringendes vorhatten, sah ich mich allein „halb Dresden“ gegenüber. Die Schlange der Interessenten für eine Anmeldung stand bis auf die Straße über die großen, langen Korridore. Nur einen Teil konnte ich annehmen und die anderen vormerken. Ich habe jetzt 6 Kurse laufen, je eine Doppelstunde pro Woche, Montag und Mittwoch 17-21 Uhr, Donnerstag 15 -17 Uhr.

Meine „Schülerinnen“ kommen aus allen Bevölkerungsschichten, im Alter von 16 - 40 Jahren. In manchen Kursen hatte ich auch Mütter mit ihren älteren Töchtern, die gemeinsam das Selbstschneidern erlernen wollten. Überwiegend waren es Frauen, mir ist nur ein einziger junger Mann in Erinnerung, der Zirkelteilnehmer wurde. Sie sind alle sehr interessiert, was will ich mehr? Das wirkt sich finanziell auch sehr günstig auf unsere Familienlage aus: Ich bezahle bei 4 Kindern keine Lohnsteuer, aber im nächsten Jahr Sozialversicherung (SVK). Allerdings verteilt sich die Mehrarbeit vor allem auf meinen Mann und mich. Unsere Tochter macht dann das Abendbrot und isst mit den Brüdern.

19. Februar 1978
Am 1. Februar begann für mich das 2. Zirkelhalbjahr. Wir arbeiten z. Z. in ziemlich kalten Räumen …

2. März 1978
Vorgestern ist uns die erste große Anschaffung, seit ich mitverdiene, ausgeliefert worden: ein Vollwaschautomat [für eine 6-Personen-Familie!]. Er muss nun noch durch die Vertragswerkstatt eingewaschen werden, ehe für mich die große Arbeitserleichterung wirksam wird. Das nächste soll ein Bodenstaubsauger sein, den es z.Z. ganz selten gibt. Unser alter Staubsauger hat eine zu geringe Saugleistung, es ist eine Quälerei.

16. Februar 1979
Ich habe wieder einmal ein Semester Schneiderkurse in dieser Woche abgeschlossen, habe Blumen und Pralinen von einigen Teilnehmerinnen bekommen und beginne ab Montag mit 3 neuen Zirkeln, außerdem führe ich 3 Kurse weiter … Mein ältester Sohn hat heute einen Dia-Projektor beschafft und hat rund 60 Dias, die ich für den Einführungsvortrag des Schneiderzirkels habe machen lassen, gereinigt und zum Nummerieren vorbereitet.

10. September 1979
Die erste Schul- und Arbeitswoche haben wir gut gemeistert. Bei mir sind 5 Kurse neu angelaufen, die Kinder haben einen vollen Stundenplan. Bei meiner Tochter bleibt sogar Zeit, dass sie an meinem Nähzirkel teilnehmen kann.

2. Dezember 1979
[Peter K.] Ute beginnt morgen wieder mit dem Nähzirkel. Das wird bis Weihnachten noch eine harte Zeit.

3. Advent 1979
[Peter K.] Es ist Sonntagabend. Ute bereitet sich gerade auf den morgigen Schneiderkurs vor. Das heißt, sie hat morgen Abend eine Leistungsschau im Jugendklubhaus, alle Zirkelleiter berichten über ihre Arbeit, stellen ihre Ergebnisse aus. Es ist wichtig, dass sie gut abschneidet …

27. Juni 1981
Ich quäle mich seit 14 Tagen mit einer Erkältung, leichtes Fieber, Husten und Schnupfen, dazu Schlafstörungen und Rückenschmerzen. Mein Trost ist die Aussicht, dass ich nur noch diesen Montag zum Kurs gehe, dann habe ich erst einmal Zirkelpause bis Anfang September, um mich gründlich auskurieren und erholen zu können.

15. Januar 1984
Am 10. Februar mache ich im Rahmen einer Veranstaltung des Klubhauses eine Modenschau mit meinen Leuten. Fernsehen soll dabei sein, ich mache die Ansage. Mir graut ein bisschen.

11. Februar 1984
In der letzten Woche war meine Modenschau im Klubhaus, nun habe ich alles hinter mich gebracht, drei Kreuze! Fernsehen war nicht da.

28. Februar 1988
Ab nächster Woche beginnt das neue Zirkelsemester, wo ich mit bezahlter Zeitvorgabe von 2 Std. pro Woche nunmehr auch einem Jugendmodezentrum in Freiberg vorstehe, dort in einem Zirkel 7 Modenschaudamen einkleide mit Kleidungsstücken, die im Zirkel entstehen sollen. Die Leistungen der Näherinnen soll durch günstige Preise im Stoffangebot vergütet werden, die ich billig in Konfektionsbetrieben im Bezirk K.-Marx-St. aufkaufe. Diese Modenschaugruppe ist im kulturell ärmeren Freiberg ein Angebot für Betriebsveranstaltungen. Mir stehen Förderer und Unterstützung von Seiten der Kommunalpolitik zur Seite.

Aber manchmal fürchte ich, dass ich mich in dieser Aufgabe, so interessant sie sein mag, für Gottes Lohn total verausgabe. Ich habe ziemliche Bauchschmerzen bei dem Vorhaben, für das sich über 50 Interessierte erst mal gemeldet haben, meine Kapazität aber weit übersteigt. Und bei alledem behalte ich 6 Zirkelstunden in Dresden und 6 in Freiberg für Anfänger und Fortgeschrittene. Es wird also nicht ruhiger bei uns!

3. Juni 1988
Vom 30. Juni bis zum 3. Juli wird unsere Modenschau in Freiberg als Kollektion zum 1. Male groß gezeigt im Rahmen des Bergstadtfestes auf der Freiberger Prachtstraße, einem Fußgängerboulevard.

[Meine Frau hat dann aus familiären Gründen (meine Tätigkeit an der Bergakademie in Freiberg) diese Zirkel am Jugendklubhaus in der Alaunstraße in Dresden schrittweise beendet und zunächst am Kreiskulturhaus in Freiberg schrittweise neu aufgebaut, später dann beim VEB Spurenmetalle Freiberg fortgesetzt.]

21. Juli 1988
… Bis Ende Juni war ich vor eine Karre gespannt, die mich vieles Private vernachlässigen ließ. Ich habe monatelang kein Fenster geputzt in Dresden, keine Gardine gewaschen, wohl auch nahezu kein Buch gelesen, so haben mich meine Zirkel allesamt vereinnahmt. Mittlerweile sind die reinen Schneiderkurse in Dresden und Freiberg Ende Juni planmäßig ausgelaufen, nur über den Juli betreue ich meine Freiberger Modenschaugruppe.

Oktober 1988
[Peter K.] Ute wird nun morgen offiziell beim VEB Spurenmetalle Freiberg anfangen. Die Schneider- und Modenschaugruppen sind vom Kreiskulturhaus in diesen Betrieb organisatorisch umgesetzt worden. Um Utes Bezahlung zu ermöglichen, muss sie Betriebsangehörige werden, natürlich macht der Betrieb diese Zirkel dann auch vorrangig für seine Frauen …

April 1989
Wir gehen am nächsten Freitag zum Frühlingsball der Hochschullehrer der Bergakademie. Am gleichen Tag ist bei mir „Ball der Besten“. Da tritt meine Modenschaugruppe auf. Ich werde ein paar einleitende Worte sagen und „fliege“ nach dem Auftritt zum Ball der Bergakademie.

2. Juli 1989
[Peter K.] Am Donnerstag habe ich mir Utes Modenschau mal angesehen. Hier in Freiberg war von Donnerstag bis Sonntag das Bergstadtfest, überall Buden und Bühnen im Innern der Stadt. Hinterm Rathaus war diese Modenschauvorführung, ca. 40 Minuten mit Ansage und Musik. Es waren wirklich schöne Sachen, die da genäht und gestaltet worden sind.

5. Juli 1989
Seit dieser Woche ist es ruhiger, die Zirkel sind ausgelaufen, die Modenschaugruppe hat die Kollektion übergeben…

26. September 1989
In Freiberg fand in Verbindung mit einem Volkskunstball die Übergabe der Urkunde „Hervorragendes Volkskunstkollektiv“ statt, Ich „kämpfte“ mit meiner Modenschaumannschaft auch um den hochtrabend klingenden Titel. Erst wollte ich da gar nicht hingehen, aber meine Frauen hatten alle für sich und ihre Männer und Freunde Karten bestellt, dass meine Abwesenheit als Brüskierung empfunden worden wäre. Ursprünglich hatten wir ja auch angenommen, Peter könnte mitgehen, aber er war gesundheitlich dazu nicht in der Lage. So bin ich allein hingegangen und kam dann um 20 Uhr mit Urkunde, Blumen und einer Kunstmappe nach Hause. Um 21 Uhr waren wir wieder in Dresden.

12. Januar 1990
Jedenfalls habe ich in den letzten Tagen viel gelesen und die politischen Diskussionen verfolgt am Runden Tisch, heute in der Volkskammer … Dass es die Rumänen geschafft haben, das alte Regime abzuschaffen, erfüllt mich mit größter Genugtuung. Aus lauter Feuer von Solidarität mit diesem „Heldenvolk“ habe ich mit meinem Modezirkel ein Taschennähprogramm (Falttasche mit Reißverschluss) angezettelt. Die Taschen wollen wir verkaufen und das Geld für einen Solidaritätsfonds für Rumänien spenden.

5. November 1990
In Freiberg ist es heute ganztägig trübe und neblig. Genauso ist auch meine Stimmung. Ich habe heute in meinen Zirkelräumen das Stofflager aufgelöst und meinen Schreibtisch ausgeräumt. Meine Zirkel wird es nie mehr geben. Im Betrieb ist Kurzarbeit angesagt … Keiner weiß, was werden soll.

► Wenn ihr mehr über die Geschichte der scheune erfahren wollt, dann folgt unserer facebook-Gruppe scheune Dresden - History! Natürlich werdet ihr auch auf unserem Blog fündig.

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