Nachhaltigkeit … das große Stichwort macht auch vor dem Cluballtag nicht halt! Wer sich ernsthaft mit den bevorstehenden Veränderungen auseinandersetzt und versucht sich vorzustellen wie Kulturarbeit in einer unter dem Klimawandel leidenden Gesellschaft aussehen könnte, wird mit erschreckenden Visionen konfrontiert.
Der Wink mit dem Zaunpfahl
Grund genug auch als Kultureinrichtung den Wink mit dem Zaunpfahl zu verstehen und sich zu fragen: Was können wir als Liveclub tun, um unsere Shows und unseren Arbeitsalltag nachhaltiger zu gestalten?
Wer sich ernsthaft nachhaltiger verhalten will, sieht sich schnell mit dem Gefühl von Unzulänglichkeit konfrontiert. Warum unsere Lampen ersetzen, wenn die alten Kühlschränke weiterlaufen? Warum die alten Kühlschränke aussortieren, wenn in China eh ein Großteil des Stroms aus Kohlekraftwerken stammt? Warum umweltschonendere Reinigungsmittel verwenden, wenn sowieso schon die Hälfte aller Wassermessstellen in Deutschland eine zu hohe Nitratbelastung haben? Warum sollte ich meine gebuchten Künstler:innen darum bitten mit dem Zug anzureisen, wenn ein Großteil des Publikums mit dem Auto vorfährt? Und wie soll ich irgendwas davon überhaupt glaubwürdig probieren, wenn ich mir zum Mittagessen einen in Alufolie verpackten Döner bestelle?
Fragen über Fragen also! Wir halten es da frei nach den Toten Hosen: Kein Versuch ist auch keine Lösung! Wir erwarten weder von unserem Team noch von unseren Gästen oder den Künstler:innen, dass sie perfekt sind! Nachhaltiger werden ist ein langer Prozess, an dessen Ende immer eine weitere Frage steht: Was können und was sollten wir jetzt noch besser machen? Wir haben uns entschieden, diesen Weg einzuschlagen und uns dem Thema Nachhaltigkeit strukturiert zu widmen.
Code of Conduct
Aber was konkret machen wir nun? Wir haben bereits am 30.04.2022 den Code of Conduct der Initiative Clubtopia unterzeichnet. Dieses Dokument stellt eine stabile Grundlage für ein Nachhaltigkeitskonzept im Clubkontext dar. Wir haben bereits eine Ansprechperson für Nachhaltigkeit in unserem Team benannt. In einem ersten Workshop haben wir zusammen mit einer Expertin einen ersten intensiven Blick auf unsere Verbräuche und Strukturen geworfen.
Dabei fiel auf: In vielen Dingen stehen wir gar nicht so schlecht dar. Wir beziehen bereits Ökostrom, nutzen kein Wegwerfgeschirr an der Bar, sortieren stromhungrige Geräte nach und nach aus und ersetzen diese durch effizientere Technik. In der nächsten Zeit sollen außerdem unsere verwendeten Reinigungsmittel einer genauen Betrachtung unterzogen werden, um die verwendeten Produkte durch weniger umweltschädigende zu ersetzen.
In der anstehenden Sanierung der scheune sehen wir eine große Chance, um Erkenntnisse und Ansätze nachhaltigen Handels bei den Bauplanungssitzungen mitzudenken und unsere Wünsche den ausführenden Akteur:innen zu vermitteln. Unser Pop-up-Club und Interimsspielstätte „Blechschloss“ dient uns auch hierbei als Experimentierfeld.
Soziale Nachhaltigkeit
Aus ökologischer Sicht ist die scheune also schon gut dabei. Wir wollen Nachhaltigkeit aber auch aus einer sozialen Perspektive betrachten. Da wird es schnell viel weniger handfest. So stellen wir uns Fragen nach einer fairen Bezahlung für unser Team und die auftretenden Künstler:innen. Wie ist das finanzierbar, ohne dass das Team verkleinert oder die Eintrittspreise erhöht werden müssen? Wie können wir Künstler:innen unterstützen, die aufgrund von Hautfarbe, Geschlecht oder sexueller Orientierung größere Schwierigkeiten haben in der Musikbranche Fuß zu fassen? Was ist mit Menschen, die am Ende des Monats vielleicht kein Geld aber trotzdem Lust auf ein Konzert haben? Und hört Inklusion am Ende der rollstuhlgerechten Rampe im Eingangsbereich auf?
Am Ende ist das mit dem nachhaltigen Handeln wohl wie mit vielen Dingen: Niemand hat die Antwort auf alle Fragen und der perfekte Plan wird auch nicht aus irgendeiner Schublade gezaubert werden. Ebenso wenig werden die Bemühungen der scheune zu einem Absinken der Meeresspiegel oder weniger Waldbränden in Kalifornien führen. Die Verantwortung dafür einzelnen Personen oder kleinen Institutionen zuzuschieben wird dem Ausmaß des Problems bei Weitem nicht gerecht. Klimawandel und soziale Gerechtigkeit sind Probleme, für die es systemisches Umdenken und ganz neue Formen des Miteinanders braucht.
Quo vadis?
Da können und wollen wir als Kultureinrichtung unsere Position nutzen und durch unser Tun und Handeln auf unsere Gäste, unsere Partner:innen und auch auf die auftretenden Künstler:innen einwirken. Kultur und die Orte, an denen Kultur stattfindet, waren schließlich schon immer Spielwiesen für Neues und Räume in denen sich – ob künstlerisch oder in der Diskussion – über die aktuellen Herausforderungen einer Gesellschaft ausgetauscht wurde.
Was spricht dagegen auch vor der eigenen Bühne zu kehren und sich ehrlich Gedanken darum zu machen, wo unsere Veranstaltungsproduktionen noch etwas weniger Ressourcen verbrauchen, ohne dass die Qualität darunter leidet. Schließlich schmeckt eine Limo auch mit 10 statt 8 Grad Trinktemperatur und die Gitarre klingt mit Ökostrom auch nicht anders.
Was bedeutet das nun für euch? Zunächst erstaunlich wenig. Viele von den kleineren oder größeren Veränderungen werdet ihr vermutlich gar nichts mitbekommen. Wer einfach in Ruhe ein Konzert genießen möchte, ist da vielleicht sogar froh drüber, aber viele Menschen interessieren sich auch für unsere Anstrengungen. Aus diesem Grund wird es auf diesem Blog und vielleicht auch in den sozialen Medien in unregelmäßigen Abständen Infos und Updates zu unseren Fortschritten geben. Wir wollen auch zeigen, wo wir an unsere Grenzen stoßen, wo wir überfragt sind und was nicht so klappt, wie wir uns das vorstellen.
Wenn ihr interessiert seid oder sogar handfeste Anmerkungen und Ideen habt, wie der Weg zu einer nachhaltigeren scheune aussehen könnte, dann meldet euch gerne! Unsere Ansprechperson Lennart Happe freut sich! ► lennart.happe@scheune.org
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